Jugendliche schaffen Medienkunst im europäischen Austausch

29.09.23

FUTURE ECHOES

Welches Echo erzeugen unsere heutigen Handlungen und Entscheidungen in der Zukunft? Sieben junge Menschen aus dem Ruhrgebiet haben diese Frage eine Woche lang im österreichischen Linz kreativ erforscht. Mit dem europäischen Austauschprojekt PlayON! waren sie vom 6. bis 13. September 2023 Teil der Ars Electronica und entwickelten einen immersiven Theater-Spaziergang mitten durch Linz.

Was die sieben Jungen Menschen verbindet, ist ihr Interesse an Theater und Performance, an Technik und Robotern und vor allem: am Ausprobieren. Fünf von ihnen sind Stipendiat*innen des Programms RuhrTalente, das Kinder aus Nicht-Akademiker*innen-Haushalten fördert. Eine Woche lang waren die Jugendlichen als Künstler*innen Teil des internationalen Medienkunst-Festivals, begleitet von einem Team der uzwei.

Internationale Festivalluft schnuppern und selbst Medienkunst schaffen

Die 16- bis 22-Jährigen haben gemeinsam gegessen, geredet, gespielt, Linz erkundet, Kunst erlebt und vor allem: selbst Kunst erschaffen. Die Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet waren Teil des europäischen Austauschprojekts PlayON!. In dem von der EU-Kommission ausgeschriebenen Projekt arbeiten Theater aus Deutschland, England, Estland, Italien, Österreich, Polen, Portugal und Ungarn zusammen. Sie erforschen immersive Technologien, probieren sie aus und experimentieren mit ihnen, um mit ihrer Hilfe neue, interaktive Storytelling-Formate zu entwickeln.

In Linz kamen rund 40 Teilnehmer*innen aus den acht am Projekt beteiligten Ländern zusammen und setzten sich in drei Workshops kreativ mit unserem Echo in der Zukunft auseinander. Sie entwickelten einen Audio Walk durch Linz, der den Stimmen junger Menschen Gehör verschafft. Und sie erarbeiteten eine Performance, um mit ihrem Körper Sprachbarrieren zu überwinden und Irritation zu erzeugen. Sie dekonstruierten Elektroschrott, um ihn zu Robotern neu zusammenzusetzen und dabei die Konflikte und Möglichkeiten der Beziehung zwischen Mensch und Maschine auszuloten. „Ich fand es echt erstaunlich, wie viele tolle und nützliche Dinge man aus Elektroschrott noch bauen kann“, erinnert sich Tim Sperling und lobt die gelassene Unterstützung der Medienprofis und Künstler*innen, die die Jugendlichen während des Projekts begleitet und angeleitet haben.

Krönender Abschluss der intensiven Woche: Unter dem Titel FUTURE ECHOES wurden die Ergebnisse der künstlerischen Prozesse in einer gemeinsamen Performance im öffentlichen Raum in Linz gezeigt. Entstanden ist ein immersiver Theater-Spaziergang, der die Zuschauenden mitnimmt auf eine Reise durch eine futuristische Stadt.

Im Dabeisein und im Machen lernen – und Fehler machen

„Die gemeinsame künstlerische Arbeit gibt der Kreativität der Jugendlichen einen unglaublichen Schub und ihre technischen Fähigkeiten gehen in kürzester Zeit durch die Decke“, weiß Lioba Sombetzki von der uzwei im Dortmunder U, die die Jugendlichen durch die Woche begleitet hat. „Sich als Teil eines internationalen Festivals, als Künstler*in zu fühlen, macht so viel mit den jungen Menschen und wirkt sich positiv auf ihr Selbstbild aus.“

Was die Jugendlichen aus dem Projekt mitgenommen haben, geht jedoch weit über die künstlerische Arbeit hinaus. Sie erwerben gruppendynamische Komptenzen und Sprachkompetenzen, lernen Dinge neu zu denken und Nachhaltigkeit zu leben. „Die Arbeit in der Woche war sehr prozessorientiert“, erinnert sich Lioba Sombetzki. „Die Jugendlichen haben im Dabeisein und im Machen gelernt. Sie durften ausprobieren und dabei Fehler machen.“ Eine wertvolle Erfahrung für junge Menschen, nicht nur im künstlerischen Kontext. „Ich habe gemerkt, wie viel Progress man in kurzer Zeit machen kann, wenn man seinen Fokus auf nur ein einziges Projekt lenken kann“, erinnert sich Tim Bellinghausen. „Im Studium geht das so nicht – da laufen immer mehrere Sachen gleichzeitig und ziehen sich dann auch schon mal ganz schön in die Länge.“ Auch bei Anna Daschkewitz hat die intensive Arbeit im Team Spuren hinterlassen: „Ich nehme mit, dass Pausen sehr, sehr wichtig sind und dass eine ordentliche Struktur den Workflow positiv beeinflussen kann.“

Ihr bester Moment in Linz? Anna und Tim sind sich einig: Das war die technische Probe für den Audiowalk, der Moment, in dem die Ergebnisse aller drei Workshops erstmals zusammengeführt wurden. „Da haben wir begriffen, wie alles ineinandergreift und zu einem Ganzen wird“, erzählt Tim und Anna erinnert sich lachend: „Ich hatte am Ende sogar ein bisschen Pipi in den Augen.“

Anja Heifel-Rohden
freie Redakteurin